ULLA HASCHEN-STIFTUNG für NATUR, KULTUR und MENSCHEN und DER LEISE FILM

Von Karl-Heinz Heilig 

www.heilig-film.de

... neugierig auf Lebenswege voller Möglichkeiten.

Die Stiftung und die Filme sind viel mehr als nur ein wichtiger Beitrag in unserer heutigen schnelllebigen Zeit. Sie sind (über)lebenswichtig.

 

Die Welt vor meinen Füßen

Das Buch zum Film: „All`ns vör use Döör – Alles vor unserer Tür“ mit 36 Geschichten vom inneren und äußeren Garten

 

Begegnung in der Wüste – Stephanie Schneider

 

Schon in meiner Kindheit haben Pflanzen mein Interesse geweckt und darüber eine dauerhafte Verbindung zur Natur hergestellt. Der Weg mit den Pflanzen hat mich gelehrt, die Natur zu bestaunen, nach ihren Formen und Farben zu gestalten, die Arzneipflanzen in ihrem natürlichen Lebensraum zu entdecken sowie sie zu kultivieren. In der Betrachtung ist mein Anliegen, Pflanzen mit all meinen Sinnen wahrzunehmen, ihr Wesen zu erkennen und sie nicht auf einen Wirkstoff zu reduzieren.

Mit Spannung und Neugier hatte ich die Begegnung mit der Welwitschia mirabilis erwartet. Ihr Alter wird auf 600-1500 Jahre geschätzt. Sie wird auch als Urpflanze bezeichnet und ist nur in der Wüste Namib im südlichen Afrika heimisch, einer Ebene, die einer Mondlandschaft gleicht.

Der Horizont flimmerte vor Hitze, in der Luft lag ein besonderer Zauber. Auf einmal habe ich sie wahrgenommen. Welch ein Erscheinungsbild! In mir entstand ein Gefühl, als würde die Zeit stehen bleiben. Der Platz erschien mir wie ein mystischer Fleck der Erde, und wenn in der Ferne ein Zauberer erschienen wäre, hätte ich mich in diesem Moment keineswegs darüber gewundert.

 

Wie genügsam muss eine Pflanze sein, um mit so wenig Wasser leben zu können!

Barfuß umrundete ich sie im respektvollen Abstand. Durch das Aufsetzen der Füße entstand über die Mittlerin Erde eine Verbindung mit der Welwitschia. Als ich vor ihr im Sand lag, spürte ich die von Pflanze und von der Erde ausgehende Energie und betrachtete das Universum von ihrer Warte aus.

Nur schweren Herzens konnte ich mich nach einer Weile von ihr verabschieden. Die Begegnung klang lange nach.

Fast exakt ein Jahr später begegnete ich im Botanischen Garten von Brisbane einer Jungpflanze der Welwitschia mirabilis. Eigentlich war sie sehr gut hinter anderen Pflanzen versteckt, aber durch ihre Ausstrahlung zog sie mich magisch an. Als ich die Pflanze betrachtete, trat ich wieder in Verbindung mit „meiner“ Welwitschia in der Wüste Namib. Der Geruch, das Gefühl und das Erleben waren mir sofort wieder präsent – und die Zeit blieb stehen.